FLIM FLAM
FLIM FLAM beginnt mit einer Anweisung: „Focus on the center for one minute!“ (Konzentrieren Sie sich eine Minute lang auf die Mitte!), bevor ein Muster aus konzentrischen Kreisen erscheint, die von der Makroaufnahme einer Kinoleinwand abgeleitet sind und im Uhrzeigersinn vor einem körnigen, grau-weißen Feld rotieren. Sie überholen und überdecken einander, verschmelzen vorübergehend, um an den Rändern kleine Wellen und Wirbel, Spiralen innerhalb von Spiralen zu schlagen, ehe sie völlig zum Halt kommen. Die Punkte frieren fest; der Blick der Betrachtenden jedoch bewegt sich weiter, taumelt unsicher von einer Seite zur anderen.
Der altmodische Begriff „flim-flam“ bezeichnet einen normalerweise von Hochstapler:innen oder Magier:innen ausgeführten Akt der Täuschung. Auch Film besitzt für Fruhauf diese Fähigkeit. Er überzeugt das Publikum, die Zweifel beiseite zu legen und sich völlig seiner Illusion hinzugeben, auch wenn diese Realität augenscheinlich konstruiert ist. Ununterbrochen blitzt ein aus Rufzeichen bestehendes Raster, zoomt ein und aus, schwenkt hin und her und scheint dabei größere Diagramme, Wortteile und nicht entzifferbare Zeichen zu formen. An irgendeinem Punkt fiel mir auf, dass diese Interpunktion umgedreht, auf den Kopf gestellt wurde, während ich vom Schwall an Information, der hochrasanten Betriebsamkeit und dem im Hintergrund laufenden hörbaren Prasseln von Regen auf der Tonspur abgelenkt war. Ganz ähnlich hält eine metronomische Taktspur ein unbarmherziges mechanisches Tempo aufrecht, während stotterndes Archivmaterial von rennenden Zebras übereinandergelegt, verlangsamt oder beschleunigt wird und sich in eine amorphe Masse auflöst: Das Zebra tarnt sich, indem es nicht mehr von der Herde zu unterscheiden ist.
Allerdings geht es dabei um mehr als um filmische Taschenspielertricks. Fruhauf kehrt zu Aufnahmen eines Miniatur-Spielzeugzebras zurück, das zwischen den Handflächen eines Kindes gehalten wird. Dieser Filmausschnitt wird geschnitten, geklebt, umgekehrt und bis an die Grenzen der Unlesbarkeit manipuliert. Gleichermaßen wird mit dem Spielzeug gespielt, das durch Öffnen und Schließen der Hände abwechselnd verborgen und offengelegt wird. Die vorgebliche „Wahrheit“, die Film verspricht, hängt immer vom jeweiligen Blickwinkel bzw. der Position ab, von Rahmung, Zusammenhang und Beweggründen. Dieses Medium ist inhärent unzuverlässig, rutschig und Veränderungen unterworfen. Es steckt sogar unmittelbar im Titel: Einmal schnell die Buchstaben getauscht, und aus „Flim“ wird plötzlich „Film“. (Chris Clarke)
Übersetzung: Thomas Taborsky
FLIM FLAM
2026
Österreich
15 min