Forever…Forever

Über zweiundzwanzig Monate hinweg richtet Johann Lurf den Blick einer eigens entwickelten 65mm-Kamera ununterbrochen auf ein einziges Stück Welt: den Ottensteiner Stausee. Was zunächst wie eine stille Beobachtung der Natur erscheint, verwandelt sich im Laufe der Zeit in ein monumentales Bild kosmischer Bewegung. Zu Beginn wirkt der See vertraut – ein Ort zwischen Himmel und Wasser. Doch je länger die Belichtungen werden, desto stärker verschieben sich die Dimensionen: Sterne ziehen feine Linien, die Sonne schreibt helle Bögen, der Mond graviert zarte, fast kalligrafische Diagonalen. Die Wasseroberfläche wird zu einem vollkommenen Spiegel, der Himmel und Landschaft symmetrisch ineinander zurückfaltet – oben und unten, Licht und Schatten, Werden und Vergehen.

Wie schon in  interessiert Lurf die Beziehung zwischen Blick und Kosmos, doch diesmal entsteht kein Archiv, sondern eine Bildsequenz, die selbst zu einer astronomischen Figur wird. Der Stausee verwandelt sich in eine planetarische Uhr, deren Zeiger aus Licht bestehen: eine ruhige, präzise Choreografie, die an utopische Architekturen wie Tatlins Turm erinnert, ohne sich darauf zu berufen.

Die visuelle Struktur wird begleitet von einer von Jung An Tagen komponierten Tonspur, die auf Tages- und Nachtwechsel, Wetterphänomene und die Bewegungen der Himmelskörper aufbaut. Diese Verbindung von Bild und Ton öffnet einen Resonanzraum, der weit über das Sichtbare hinausreicht. Sie erinnert an Laurie Spiegels „Kepler’s Harmony of the Worlds“, jene elektronische Annäherung an Keplers Musik der Sphären, die auf der Voyager Golden Record Platz fand – und damit längst unser Sonnensystem verlassen hat.

Am Ende erstarrt das Panorama in diagonalen Bahnen reinen Lichts: Spuren, die Sonne und Mond über viele Monate geschrieben haben. Ein Film, der nicht erzählt, sondern sichtbar macht, wie Zeit und Himmel ineinandergreifen – eine Harmonie der Welt, die sich schließlich mit unerwarteter Kraft entfaltet. (Martin Reinhart)

Orig. Titel
Forever…Forever
Jahr
2026
Länder
Österreich, Frankreich
Länge
21 min
Regie
Johann Lurf
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Kein Dialog
Credits
Regie
Johann Lurf
Sound
Jung An Tagen
Tonmischung
Nora Czamler
Title Design
Katarina Schildgen, Paul Gasser
Mit Unterstützung von
BMWKMS Abteilung Film, Lewis Baltz Research Fund LE BAL Paris, Stadt Wien Kultur, Land Niederösterreich Kultur
Farben
Andi Winter
Kamera Konzeption
Johann Lurf, Martin Reinhart
Kamera Konstruktion
Georg Hirzinger
Software Konzept
Leo Coster
Softwarearchitektur
Noah Essl, Matthias Strohmaier
Everything Electric
Christian Zagler, Erich Binder
Verfügbare Formate