Cosmodrom
Cosmodrom (=Startplatz für Weltraumraketen) ist ein Film über die Verbindung von Kino und Kosmos. Eine sich drehende Erdkugel: das Verleihzeichen des Filmstudios Universal zeigt dem Zuschauer einen im Kosmos stattfindenden Akt der Initiation - ein Schlüsselbild zwischen Kinoarchitektur und filmischem Raum.
Zwei Ideen, die durch Schönwieses Film gleichzeitig hindurchwandern. Die erste folgt dem Faden der Ordnung, des Ordnung-Machens, des Strukturierens und Berechnens von Räumen und Machinationen, die der Idee der Mitte anhaften und die gleichzeitig das Subjekt und den Körper über den Blick in der Mitte errichten wollen. Der erste Teil des Filmes besteht demnach aus einem Ritornell, das stets um diese Idee der Mitte (und deren Dekonstruktion) kreist und die strukturellen Verwandtschaften zwischen Kino, Sternwarte, Flugzeug, Kirche und Weltraumrakete immer wieder anders beschreibt: als angewandte Methoden, die Welt von (beweglichen) Punkten aus zu betrachten und vorzustellen. Als konstantes Motiv in diesem Ritornell steht das Firmenlogo von Universal pictures, als identitätsstiftendes und pathetisches Zeichen dieser universalen, zentrierten Vorstellung von der Weltkreis-Arena.
Die zweite Idee geht Ciceros "Traum des Scipio" (der dem Film als Motto vorangstellt ist) und dessen Vorstellung der Sphärenharmonie nach; speziell jenem für menschliche Ohren unhörbaren Hintergrundrauschen, welches von den Antriebskräften der sich drehenden Welt hervorgebracht wird - als Atmosphäre überwältigender Sinnesreize. Es ist der paradoxe und gleichzeitig tragische Versuch, jenen Abgrund zu erforschen, der fürs Licht des Projektors nicht zugänglich ist. Freilich kann Schönwiese die Körper nur dann in einzelnen Lagen zeigen, wenn sie einer einzelnen Motivation entkoppelt sind, stumpf und in Trance, zerbrochen am Klang der Musik, vernunftlos im Dunkeln tappend. (Michael Palm)
Cosmodrom
1995
Österreich
30 min