Semiotic Ghosts
Am Beginn von Semiotic Ghosts steht ein stummes, mysteriöses Bild: ein Bild von weißen Wäschestücken, aufgehängt an einem kargen Baum, vom Wind kaum wahrnehmbar bewegt, schwere Schatten auf den Boden werfend. Keine Erklärung, keine Illustration. Ein programmatisches Bild, das den gedanklichen Rahmen der weiteren Filmreise absteckt: Semiotic Ghosts als kinematographische Erinnerung; als ungewöhnliche visuelle Ethnographie; als Reflexion über das Photographische selbst.
Semiotic Ghosts: ein Bilderkosmos, der weniger den Gesetzen narrativer Montage als dem Spiel der assoziativen Bilderfolge verpflichtet ist: vom dampfenden Licht in einem orientalischen Zelt zum Zigarrenrauch eines österreichischen Bienenzüchters; von den Farben glühenden Metalls eines Hochofens zu den brennenden Werkzeugen eines Messerwerfers. Die Probenklänge eines "Ägyptischen Blinde-Mädchen-Orchesters" begleiten die "semiotischen Geister" Pongers, unterstreichen den Blick des frühen Kinos: in der "Tradition Lumiére" gedreht, wenn das Festhalten von Alltäglichem dominiert; und in der "Tradition Mèliés", wenn Pongers Vorliebe für das Schaustellertum (der Zirkus, die Straßenphotographie!) ihre Motive bestimmt. (Constantin Wulff)
Semiotic Ghosts
1991
Österreich
18 min