no comment - minimundus AUSTRIA
Ein Österreichbild von Österreichern, mit ausgewählten öffentlichen Blicken aus Home movies der Fünfzigerjahre. Eine Fiktive private Wochenschau im Stil von TV News, ohne Kommentar, mit Originalton aus dem Archiv.
(Gustav Deutsch)
Privatmaterial aus den Jahren 1953 bis 56 läßt Gustav Deutsch in no comment - minimundus AUSTRIA zum Schauplatz einer denkmündigen Kollision zweier Systeme von Nachrichten- und Identitätsvermittlung werden. Über eine Distanz von mehr als vierzig Jahren hinweg rasen zwei Schemata, zwei Stil-Blüten aufeinander zu. Die gute alte Schwarzweiß-Kino-Wochenschau begegnet Seitenschienen der Kabel-Euro News, in denen unter dem Logo "no comment" fast beschauliche Impressionen von allen erdenklichen Weltschauplätzen und Krisenherden für sich stehen. In beiden Fällen sind, wo die Bilder zunächst einmal austauschbar erscheinen, der Einsatz der Tonebene und Inserts ausschlag-gebend: bei Wochenschauen wird nicht ungern stummes Material mit reißerischer Moderation und beschwingter Musik synchronisiert: bei "Euro News" soll der perfekte Originalton wohl mehr sagen als 1000 Worte.
Auch Deutsch synchronisiert: Das heißt, er unterlegt zuerst einen für Experimentalfilme ungewöhnlich opulenten Vorspann mit Fragmenten der obligaten Optimismus-Scores. Ein kleines Mädchen tritt hinter dem Triumph-bogen der Kärntner Erlebniswelt Minimundus hervor. Mit diesem einzigen Schritt sind die Relationen bereits verschoben, so wie wenig später zwischen Orchesterklängen und Modellzügen, die um die Wette fahren. In weiterer Folge vertont Deutsch dann das stumme Material mit passenden Geräuschen, pervertiert also den Duktus der no comment Clips, indem er eine Fälschung natürlicher Authentizität vorlegt.
(Claus Philipp)
no comment - minimundus AUSTRIA
1996
Österreich
12 min