KILVO
Karge, einsame, beinahe abweisende Landschaft: Kilvo in Lappland inspirierte die Musik von Radian, und auch die visuelle Umsetzung von Michaela Grill spielt mit dem Widerstand, den die kahle Natur ihrer Darstellung entgegensetzt.
In einem vierfachen Splitscreen werden Ansichten dieses Ortes in einem Kaleidoskop bewegter digitaler Postkarten präsentiert. Die üblichen Assoziationen – Visionen von erhabener oder wenigstens vermarktbarer Schönheit, von Exotik oder unberührter Wildnis –, unterläuft KILVO allerdings konsequent. Anstatt die Idylle zu präsentieren, findet die Landschaft hier zu ihrer reduziertesten Form. Aus dem Hintergrund, ganz in Schwarz, Weiß und Grautönen gehalten, schälen sich Linien und Umrisse. Was man sieht, ist nicht klar zu erkennen, vielmehr zu erahnen. Für kurze Momente sind flüchtige Bilder zu entdecken, die sich wieder verlieren und verändern. Nicht um das originalgetreue Abbild geht es hier, sondern um die digitale Transformation einer realen Landschaft zu einem abstrakten Muster, um die Übersetzung in eine völlig andere und dieser Landschaft dennoch entsprechende visuelle Form.
Bei aller Reduktion und strukturellen Strenge hat KILVO aber auch etwas Verspieltes. Die Bewegungen der Splitscreens folgen dem sprunghaften Rhythmus der Musik und ihrer Modulation. Bild und Ton verbinden sich zu einem unterhaltsamen und komplexen Spiel mit Strukturen, mit musikalischen und visuellen Synchronitäten.
Den Ort Kilvo kann man sich letztlich selbst erfinden. Bild und Ton bieten in ihrer Zurückhaltung und gleichzeitigen Offenheit eine Projektionsfläche für die (Landschafts-)Bilder im Kopf, für die Suche nach der eigenen imaginären Landschaft.
(Barbara Pichler)
In KILVO geht Michaela Grill von einem festgelegten Bildgeviert aus, dessen innere Struktur in Folge metrisch genau rhythmisiert wird. Fließende Landschaftsanimationen fügen sich zunächst noch in das statische Raster, anschließend beginnt dieses oberflächlich starre Bildraster in einen staccatoartigen Flackertanz zu verfallen. Exaktest abgestimmtauf das Musikstück der Gruppe Radian hebt ein "quadrophoner" Pulsschlag an, der die anfängliche geometrische Strenge von innen her durchdringt. Was wir sehen, ist die wogende Deformation einer vermeintlich stabilen Form.
(Christian Höller)
KILVO
2004
Österreich
6 min