Adele 1
Eigentlich ist das Video wie für youtube gemacht: In einem Wohnzimmer sitzt Kurdwin Ayub vor einem Couchtisch, auf dem ein Labtop steht. Intimität vermittelt dabei nicht nur das teils unaufgeräumte, offensichtlich private Setting, auch die Künstlerin selbst wirkt in einem einfachen Leibchen nicht so, als hätte sie sich extra für ihren „Auftritt“ zurecht gemacht.
Wie auf youtube üblich, spricht sie einführend direkt in die Kamera und erzählt, dass sie jetzt ein Lied singen wird, dass gerade gut zu ihrer Lebenssituation passt. Es handelt sich dabei um den Love-Song Someone Like You von Adele, den diese ihrem Ex-Freund gewidmet hat.
Im Gegensatz zu seinen vielen Cover-Versionen auf youtube, benutzt die Künstlerin den Song jedoch nicht, um ihre gesangliche Virtuosität vorzuführen: Vielmehr spielt sie Someone Like You von Adele auf dem Computer ab und versucht – anfangs durchaus motiviert – sowohl die Töne als auch die Lyrics zu treffen. Bald jedoch verliert sie sich in den Zeilen, Tönen und Emotionen und blickt schließlich nur noch traurig und resigniert vor sich hin.
Kennt man die charmanten Video-Miniaturen von Kurdwin Ayub, weiß man, dass sie sich immer wieder mit den Gefühlswelten junger Frauen befasst: Das Aussehen spielt eine Rolle, aber auch Beziehungen, Sex oder Liebeskummer. Katzenjammer, titelt etwa eine Arbeit, in der sie sich – ihre Vorzüge präsentierend – um die Rückgewinnung ihres Freundes bemüht.
Das Scheitern, das in diesem Unternehmen angelegt ist, wird auch in Adele 1 vorgeführt: Kurdwin Ayub bringt den Song nicht zu Ende, erweitert aber gerade dadurch die Palette der Emotionen, mit denen sie ihr Publikum zu affizieren versucht. Das Authentizität vermittelnde „Mäntelchen“ youtube unterstützt sie dabei. Immer wieder kippt das ganze jedoch in eine ironische Persiflage, die das Potential der Plattform jenseits einer Schaubühne für Privates befragt. (Christa Benzer)
Adele 1
2011
Österreich
5 min