What The Wind Took Away

Obwohl sie durch ihre Flucht alles verloren haben, kämpfen die Jesidinnen Hedil und Naam um ein menschenwürdiges Leben für ihre Familien. Aufgrund des Massakers an ihrem Volk durch die Terrororganisation "Islamischer Staat" aus ihrer Heimat vertrieben, haben sie schließlich in einem Flüchtlingscamp Unterschlupf gefunden. Ihre Lage scheint hoffnungslos, eingekerkert zwischen der Diktatur des IS und dem Ziel ihrer Träume: Europa. What the wind took away erzählt einfühlsam die Geschichte der beiden Jesidinnen und deren Weg mit ihrem Schicksal umzugehen. (Produktionsnotiz)

What the wind took away zeigt in elaborierten Bildern das Leben in einem Flüchtlingscamp der kurdischen Volksgruppe der Jesiden in der Südosttürkei (Fidanlik), im Jahr 2015. Zwei Frauen, Hedil und Naam, tragen die Erzählung, die ausschließlich darauf fokussiert, was den Alltag der Frauen und ihrer Familien bestimmt: kochen, essen, waschen, ein Küchenzelt bauen, ein Petersilienbeet bepflanzen. Dem Film geht es nicht vordergründig um die Tragik des Schicksals der Flüchtenden; im Zentrum steht die detailreiche, in langen Bögen gestaltete Beschreibung dessen was täglich getan werden muss – und wie es in der Raum-Zeit-Situation des Zeltlagers als Heterotopie (Michel Foucault) getan werden muss.

Wir lernen das Zelt als einen Zwischenort kennen, der durch seine Normabweichung am Rand der Gesellschaft situiert und durch Ritualisierungen gekennzeichnet ist, die das tägliche Handeln ersetzen. Die Zeltstadt des Flüchtlingslagers funktioniert als solcher "anderer Raum", dessen Zeit auch eine andere ist (die Heterochronie). What the wind took away stellt dar wie die kleinen Handlungen des Alltags sich zu einem Raum-Zeit-Erleben zusammenfügen, wie die Erzählungen über Flucht, über Normalität und Sehnsucht – aber auch über Trauma und Schmerz den emotionalen Rahmen bilden für das was Tag für Tag erledigt werden muss. Und der Film lässt darüber nachdenken, wo und wann der Anfang und das Ende einer Existenz im Flüchtlingscamp liegen mögen: denn wie kann man sich entscheiden den zumindest zeitweilige Sicherheit bietenden Zwischenort zu verlassen und sich auf den Weg in eine unbestimmte Zukunft zu machen. (Andrea B. Braidt)

Orig. Titel
What The Wind Took Away
Jahr
2017
Länder
Österreich, Türkei
Länge
75 min
Kategorie
Dokumentarfilm
Orig. Sprache
Verschiedene, Kurdisch
Untertitel
Englisch
Credits
Regie
Helin Çelik, Martin Klingenböck
Idee/Konzept
Helin Çelik
Kamera
Deniz Blazeg, Martin Klingenböck
Musik
Roumen Dimitrov
Schnitt
Ascan Breuer
Sound Design
Adriana Milanova, Roumen Dimitrov
Tonmischung
Roumen Dimitrov
Dramaturgie
Ascan Breuer
Produzent*in
Martin Klingenböck, Helin Çelik
Mit Unterstützung von
Österreichische HochschülerInnenschaft, Land Niederösterreich, Zukunftsfonds Republik Österreich, BKA - innovative film, Gemeinde Wieselburg Land, Die Grüne Alternative Bundespartei Die Grünen
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
DCP 2K flat (Distributionskopie)
Bildformat
16:9
Bildfrequenz
25 fps
Festivals (Auswahl)
2017
Wien - ethnocineca. International Documentary Film Festival Vienna (ADA (Austrian Documentary Award))
Duisburg - Duisburger Filmwoche
Wien - this human world International Human Rights Film Festival (Bester Österreichischer Film 2017)
Jihlava - East Silver Market
Kratovo Ethnographic Film Festival Macedonia
2018
Buenos Aires Festival Int. de Cine Independiente BAFICI
New York - Margaret Mead Documentary Film Festival