Das Wachtelkönig Paradox
Wenn wenige Tage vor dem 26. Oktober tarngrün gewandete Männer den Wiener Heldenplatz für den Nationalfeiertag herrichten, schlägt die Stunde der Leistungsschau des österreichischen Bundesheeres. Georg Oberlechner dokumentiert dieses Ereignis in vier Kapiteln, deren Titel die Dramaturgie eines Militärmanövers nachzeichnen. Es beginnt mit "Annäherung an den Feind", die sich als Errichtung eines potemkinsch anmutenden Dorfes mit Zelten, Fahrzeugen und allerhand Kriegsgerät entpuppt und die nächtliche Anreise der von einer Polizeieskorte begleiteten Panzer über den Ring als eine Art Höhepunkt definiert. Am Tag der Schau dreht ein Spanferkel bereits in den frühen Morgenstunden seine Runden am Spieß. Die strammstehende Ehrenkompanie spaliert dem Bundespräsidenten den Weg in die Burgtorkapelle, wo der Bundeskanzler einen Kranz für die Toten der Weltkriege niederlegt und ein Pfarrer für sie und die noch lebenden Soldat_innen um Gottes Segen bittet. Weht hier noch der Hauch des Andächtigen, macht sich draußen auf dem Heldenplatz unter erhöhtem Medieninteresse bereits Volksfeststimmung breit. Oberlechner fängt mit ruhiger Hand das camouflagegetönte Treiben ein, in dem Erklärungsversuche über den Status des Bundesheeres nicht nur als Landes-, sondern auch Umweltschützer ins titelgebende Paradox münden. Bei der Angelobung sprechen nicht alle Rekrut_innen das "Ich gelobe" mit. Unfreiwillig komisch gestaltet sich der Humor eines Conferenciers, der über Lautsprecher diverse Einsatzübungen mit halblustigen Witzen begleitet. Und so zeichnet Das Wachtelkönig Paradox ein subjektives Bild dieses jährlich wiederkehrenden Festes projizierter Männlichkeiten. Bonjour Tristesse, Kamerad_innen! (Melanie Letschnig)
Das Wachtelkönig Paradox
2020
Österreich
51 min