Dacia Express
A train on a historically significant track: The route currently taken by the Dacia Express crosses that of the famed Orient Express. Specifically, between Vienna and Bucharest, or in geopolitical terms, between East and West. In this light, one unavoidably thinks of Sidney Lumets Agatha Christie adaptation Murder on the Orient Express. And in fact, just like this witty crime drama, Michael Schindeggers Dacia Express is one thing above all: a Kammerspiel in motion, even though it has an explicitly documentary style.
No departure, no arrival, no set route. The focus is not a structural survey of the route but the social encounters in train compartments. Travelers meet other travelers. Individuals of different nationality and dispositions are forced to spend at least parts of their journey together. People chat, drink, sleep, wait. The journeys literary topos is omnipresent: The countryside flies by the window while inside the compartment, time seems to stand still. The conversations, which are equally casual and animated, represent a welcome diversion, producing curious amusement, and also astonishment. The compartments turn into microcosms of the global clash of cultures.
In its aesthetic concept Dacia Express demonstrates an estimable economy. Schindegger relies completely on the effect produced by his protagonists. His gaze is warm-hearted, reserved and thoroughly personal. At the same time, he reveals himself to be a traveler too, not wanting to remain anonymous with his camera, instead clearly demonstrating his involvement in this reality of a fleeting, intimate moment.
(Lukas Maurer)
People from different backgrounds meet in the compartments of the train between Bucharest and Vienna, the "Dacia Express." The filmmaker brought his camera on the journey and talked to the passengers who, for various reasons, were in the train. The result is stories and questions, but also the prejudices which pave this route between east and west. (prod-note)
Duisburg 2009 - Der Goldene Buchstabe - Jurybegründung (Award)
Begründung:
Die europäischen Grenzen sind offen, wenn auch ein moldawisches Visum immer noch weniger gilt als eines aus Rumänien. Menschen reisen von Ost nach West und zurück, um Arbeit zu suchen, zu arbeiten, Familien zu besuchen oder als Touristen. Transportmittel und Transitraum zugleich ist der Zug, der die Reisenden mit altmodischem Rattern von Wien nach Bukarest begleitet. Kamera und Mikrofon zeichnen Gesichter und Geschichten auf: Gespräche über politische Verhältnisse, abwesende Kinder und gescheiterte Lebensentwürfe, das Verhältnis von Männern und Frauen in West und Ost und die Vorzüge des Bollywoodkinos.
Wir sehen und hören einen weiten Fächer europäischer Momentansichten, an einem Ort versammelt und von der Montage verdichtet zu einer gemeinsamen Nachtreise, bevor jeder der Reisenden wieder als Einzelner in seine Lebensroutine zurückkehrt.
Der Preisträger erhält eine Film- oder Videountertitelung in eine beliebige europäische Standardsprache für den prämierten Film oder ein Nachfolgeprojekt.
[i]7. November 2009, die Jury: Silvia Hallensleben, Christian Lüffe[/i]
Salzburg 09 - film:riss, Bester Dokumentarfilm, Jurybegründung (Award)
DOKU JURYPREIS: Dacia Express (Michael Schindegger, Filmakademie Wien, 2008, 54 min)
Jurybegründung:
Der Film sucht nicht das Exzeptionelle, Aussergewöhnliche, Spektakuläre auf, sondern ganz normale Leute in ganz gewöhnlicher Situation. Wir sitzen im Dacia-Express, der täglich von Wien nach Bukarest fährt. In mehreren siebzehnstündigen Zugfahrten kommt der Filmemacher seinen Mitreisenden näher, plaudert mit ihnen, beobachtet sie, zeichnet ihr gegenseitiges Kennenlernen auf. Ohne sich auf ein bestimmtes Thema festzulegen, produziert der Film durch seinen Rhythmus eine fast aristotelische Einheit von Zeit, Raum und Handlung, die uns als Betrachter unmittelbar in die einzelnen Abteile versetzt, von denen jedes eine eigene Welt für sich darstellt. Das Prinzip der Reduktion des dokumentarischen Filmapparates auf das Wesentliche den Filmemacher und seine Kamera erweist sich dabei einmal mehr als eine große Bereicherung in Sachen Nähe und Intimität, und findet seine Fortsetzung auch in der Montage und im Sounddesign: einfach, und gerade dadurch konsequent und überzeugend.
Ganz unprätentiös entsteht so ein großer Europafilm, der die Distanz zwischen Wien und Bukarest ganz wörtlich immer wieder durchmisst und überwindet, um Menschen, ihren Geschichten und Plänen, ihren Urteilen und Vorurteilen zu begegnen, Differenzen zu behaupten und sie wieder zu widerlegen. Ein Film, der vorführt, wie spannend es auf der Welt sein kann, insbesondere dann, wenn man sich für die Menschen rundherum wirklich interessiert.
Dacia Express
2008
Austria
55 min