Revolution der Augen (2022, 75 min.)
Canale Grande (1983, 88 min.)
Toilette (1979, 78 min.)
Die Fotografin, Performerin, Video- und Installationskünstlerin Friederike Pezold (Pezoldo), die mit CANALE GRANDE (1983) einen faszinierenden Ausflug ins Spielfilmfach unternahm, ist eine aufregende Multimediakünstlerin, die in den USA weit mehr Anerkennung verdient, als sie bisher erhalten hat. Pezolds Werk ist vor allem durch ihre Beschäftigung mit der Schnittstelle von Technologie, Medien und Körper geprägt, ein Thema, das sie in vielen verschiedenen Formen erforscht hat. Die 1945 in Wien geborene und in München ausgebildete Künstlerin ist vor allem für ihre Fotoserien und Mehrkanal-Videoarbeiten bekannt, in denen sie ihren eigenen Körper in den Mittelpunkt stellt - und tendenziell dekonstruiert. Emblematisch ist ihr abendfüllendes Video TOILETTE (1979), das in 78 Minuten verschiedene Teile ihres Körpers fokussiert und isoliert und ihnen sowohl eine gewisse Monumentalität als auch eine rätselhafte (und komische) Abstraktion verleiht. TOILETTE spiegelt ein übergeordnetes Ziel von Pezolds Arbeit wider: Subjekt und Objekt zugleich zu sein.
Einige Jahre zuvor hatte Pezold ein fortlaufendes Projekt mit dem Titel "Radio Free Utopia" ins Leben gerufen, bei dem sie einen speziellen Apparat entwarf, der es ihr ermöglichte, sich durch die Stadt zu bewegen und Videos zu drehen, die gleichzeitig über einen geschlossenen Kreislauf auf einem an ihrem Körper befestigten Monitor angezeigt wurden. "Radio Free Utopia" war eine radikale und witzige Erweiterung der utopischen Ideen anderer Videokünstler*innen jener Zeit, die entschlossen waren, die eingeschränkten Produktions- und Vertriebskanäle der kommerziellen Mediennetze zu umgehen. Sie wurde auch zum Vorwand für CANALE GRANDE, dessen Protagonistin - gespielt von Pezold selbst - mit dem "Radio Free Utopia"-Gerät ausgestattet durch Wien und Berlin wandert. Für den damaligen Kunstkontext untypisch wurde CANALE GRANDE jedoch auf 35mm gedreht, unter anderem von der versierten Filmemacherin und Kameramann Elfi Mikesch. Die ungewöhnliche und provokante Verbindung von Film und frühem Video verbindet die visuelle Schönheit und Textur des Films mit der Beschäftigung des frühen Videos mit neuen Möglichkeiten der Bildproduktion und -verbreitung und spiegelt gleichzeitig die Befreiung des neuen Mediums von den Konventionen des narrativen Dramas wider.
Nachdem wir CANALE GRANDE im Jahr 2018 vorgeführt und sehr geschätzt haben, freuen wir uns, den Film, neben TOILETTE, im Februar eine ganze Woche lang zu zeigen und die US-Premiere von Pezolds jüngster Bewegtbildarbeit REVOLUTION DER AUGEN (2022) zu präsentieren, einem für sie typisch einzigartigen, witzigen und nicht kategorisierbaren Werk, in dem Pezold über die Veränderungen der Wahrnehmung und des Verhaltens meditiert, die durch die neuen Technologien unserer Zeit hervorgerufen werden. (Jed Rapfogel)