Timau
Drei halbuniformierte Männer fahren im PKW eine Bergstraße hinauf. An einem Parkplatz angekommen, entladen sie schweres Dienstgepäck. Dieses schleppen sie, zwischen Stauden und Geröll, einen Saumpfad bergan. Es tauchen Kletterseile zur Wegsicherung auf und bald führt der Anstieg in einen dunklen, engen und nassen Felstunnel. Dort geht es, tastend und stöhnend, unter beklemmendem Steinschlaggetöse höher respektive tiefer in einen Felsschlund ohne Ende, wobei der Rahmen und die Bedingungen die schwer faßbare Aktion ins Groteske verzerren. Nach der bewußten Überspitzung gelangen die Herren doch ins Freie und das Geschehen kippt unvermittelt in die Konvention: die Männer treffen in einem betonierten Almhüttenkomplex ein, um in einer dort situierten Fernsprechzelle Wartungsarbeiten durchzuführen. (Dabernig/Scherer) Dabernig/Scherer halten es ein bißchen mit einem ihrer Protagonisten, der sich trotz Gehbehinderung bei steilem Bergauf nicht helfen läßt, noch dazu bei einer etwas abwegig und, sagen wir, überkommen anmutenden Aktion. Aber so wie dieser Postbeamte schon als Chauffeur und später als Wandersmann nie die Contenance verliert, gleiten auch die Filmemacher nicht ab in voreilige Gefälligkeiten. Sprich: Dies ist – immer wieder vom Absturz bedroht – kein gespielter Witz, und es ist auch kein kulturpessimistischer Beitrag zu zeitgenössischen Kommunikations- und Gloablisierungsfallen. An Timau besticht, wie schon im Fall von Dabernigs "Wisla", die Kunst des Moments: Mit einer zutiefst in private Einsamkeiten hineinführenden Autofahrt wie der am Anfang des Films enden normalerweise große Melodramen (na gut, es dürfen auch kleine sein). Und beim fast ethnographischen Ansichtskarten-Blick am Ende auf dieses Bergbauern-Paar, das da die Wartungsbestätigung eintgegennimmt, beweist Dabernig wieder stummfilmkomödiantische Begabung. (Claus Philipp) --> TIMAU
Timau
1998
Österreich
20 min