blinq

Zwischen Bild und Ton herrsche – so Michel Chion – im Kino und in verwandten audiovisuellen Formen im wesentlichen ein vertikales Beziehungsverhältnis, wobei die Tonebene gegenüber der Bildebene zumeist nur eine sekundäre Funktion einzunehmen scheint. Das gelte in gleichem Maße – allerdings bei umgekehrten Vor-zeichen – auch für Musikvideos, wo ja letztlich bei aller Freiheit der Bilder die musikalische Struktur den Rhythmus der Bewegungen und des Schnitts bestimmt. In blinq werden solche Bild/Ton-Synchronitäten radikal hinterfragt. Billy Roisz ließ von 10 MusikerInnen aus Österreich, Deutschland und Japan kurze elektronische Soundfiles produzieren, um dann diese – oft nur wenige Sekunden dauernden – Tonfragmente über Feedback-Schleifen als elektro-akustische Impulse in visuelle Muster zu verwandeln und weiter zu manipulieren. Die so entstandenen Bilder, die jedes für sich einem klaren, reduzierten visuellen Konzept folgen, trennt Roisz dann aber wieder zeitlich von der ursprünglichen Tonspur und lässt nun alternierend jeweils zuerst das schwarze Bild ertönen und danach die entsprechenden visuellen Miniaturen tonlos über den Bildschirm oder die Leinwand flimmern. Anfangs geben die bisweilen an mikrobiologische Makroaufnahmen erinnernden Bildmuster die musikalischen Strukturen oder Bestandteile des eben gehörten noch zu erkennen (etwa rot pulsierende Säulen nach entsprechenden Ton-Frequenzen im Musikfragment davor). Zunehmend scheinen sich diese Zuordnungen allerdings umzukehren und die Bilder plötzlich die nachfolgende Musik hervor-zubringen. blinq eröffnet derart neben seinen ästhetischen Qualitäten das Vergnügen eines äusserst gelungenen Wahrnehmungsexperiments mit Nach-Klängen und Vor-Bildern. (Gerald Weber)

Orig. Titel
blinq
Jahr
2002
Land
Österreich
Länge
7 min
Regie
Billy Roisz
Kategorie
Avantgarde/Kunst
Orig. Sprache
Kein Dialog
Downloads
blinq (Bild)
blinq (Bild)
blinq (Bild)
Credits
Regie
Billy Roisz
Musik
Akoasma, el, dieb13, Toshimaru Nakamura, Martin Siewert, Sachiko M., Boris Hauf, Burkhard Stangl, Christof Kurzmann
Verfügbare Formate
Digital File (prores, h264)
Festivals (Auswahl)
2002
Graz - Diagonale, Festival des Österreichischen Films
2003
Rotterdam - Int. Filmfestival
Osnabrück - EMAF - European Media Art Festival
Barcelona - Sonar Int. Festival of Advanced Music
2004
Buenos Aires Festival Int. de Cine Independiente BAFICI