my kingdom for a lullaby #4
In digitale Bilder übersetztes musikalisches Basismaterial (wie Feedback, verschiedene Rauschspektren etc.) und eine Live-Performance im Bereich "visual music" stehen am Anfang dieses arbeitsteilig produzierten Videos, das mittlerweile unterschiedlichste, audiovisuelle Ausformungen angenommen hat. Denn während die Bilder (Michaela Grill und Billy Roisz) und die Töne (Christof Kurzmann, Toshimaru Nakamura und Martin Siewert) live nicht mehr synchron geschaltet waren, sondern in der interagierenden Improvisation der Beteiligten aufgingen, wurde das vorliegende Zusammenspiel von den Bildexpertinnen mediengerecht nachbearbeitet. Aber trotz der dem Medium eigenen Reproduzierbarkeit, die dem Live-Projekt entgegengesetzt gedacht werden könnte, wirkt der mehrstufige Entstehungsprozess der Bilderzeugung nachhaltig auf das ästhetische Erleben des Videos: Bild und Ton verschmelzen auch dort spielerisch-experimentell und nicht direkt miteinander, und das, was hier zur Beschreibung dieses abstrakten, zwölfminütigen Hörund Sehstückes geltend gemacht werden kann, bleibt - neben dem computerunterstützten Herstellungsverfahren - die materielle Oberfläche. Diese ist auf der Farbskala dort angesiedelt, wo schwarz und weiß sich unendlich mischen können, und grafisch dort, wo horizontale und vertikale Linien sich von einer künstlerischen Zusammensetzung musikalischer Impulse verbiegen, stören und zersetzen lassen.
Dass den optischen und akustischen Sinnen gerade wegen der reduziert eingesetzten Mittel höchste Konzentration abverlangt wird, ist im Gesamtkonzept vorgesehen: Denn die wahrnehmungsbegleitenden inneren Prozesse - wie Einbildungskraft und Fantasie - sollen beim Betrachten eine Intensivierung erfahren, die sich keinesfalls nebenbei genießen lässt.
(Christa Benzer)
my kingdom for a lullaby #4
2002
Österreich
12 min