Les Miserables
"Augen und Ohren gehen leicht verlohren..." (Mara Mattuschka) Mit Leichtigkeit und Witz sind hier die Trennungen zwischen Subjekt und Objekt, männlich und weiblich für ungültig erklärt; statt dessen gibt es eine Vielzahl variabler Positionen, die unterschiedlich besetzt werden können. (Heike Klippel)
Weitere Texte
Christa Blümlinger: Die Gesichter der Mara Mattuschka
In Les Miserables arbeitet Mattuschka ausschließlich mit Animationsbildern. die fröhlichen Zeichentrickfiguren Mimi und Max haben etwas Kindlich-Bisexuelles an sich, auch wenn es augenscheinlich um das Begehren und Differenzieren des anderen Geschlechts geht: "Schau' einmal, was ich da vielleicht hab'", sagt Mimi, wenn sie ihren Rock lüftet, und bekommt als Replik: "Ist das echt ...? " Der Witz ist, daß alle Figuren von ein- und derselben Stimme (Mara Mattuschka) gesprochen werden und insoferne sich auch auf eine einzige imaginäre Äußerungsinstanz verdichten. Der Kindergesang "Augen und Ohren gehen leicht verloren" oder der Streit darum, ob es besser ist, blind oder taub zu sein, referieren auf einer Metaebene auf die beiden grundlegenden Wahrnehmungssinne des Kinogängers, aber auch der Autorin, die augenscheinlich die Figuren auf der Leinwand geschaffen hat.
(Christa Blümlinger, Die Gesichter der Mara Mattuschka, in: Alexander Horwath, Lisl Ponger, Gottfried Schlemmer (Hrsg.): Avantgardefilm. Österreich. 1950 bis heute, Wien 1995)