Gugug

Irgendwo werden sie schon herkommen, die Kinder. Vielleicht aus dem Bach, wie die kleine Olga meint. Oder aus dem Bauch, wie ihr ein Junge erklärt, als sie einmal am Ufer sitzt und in den Wellen nach einem dahertreibenden Schwesterchen Ausschau hält ...
Eine alte Frau erinnert sich an ihre Kindheit und an ihre Wahrnehmung von den Umständen des Kinderkriegens in den frühen Zwanzigerjahren. Erinnerungen, die wie Treibgut aus einem unregulierten Erzählfluss tauchen, sich mit augenblicklich wirkenden visuellen und sonoren Eindrücken vermischen - und wieder verwischen.
Ausgehend von den Erzählungen ihrer Großmutter fächert Sabine Groschups Animationsfilm Gugug das Thema der Gestaltwerdung in einem beziehungsreichen Ensemble aus Formen, Tönen und Erzählinhalten auf. Wie die nervös pulsierenden Farbflächen und Pinselstriche oder die erregt flirrenden Saxophonklänge ist auch die stark dialekt-gefärbte Off-Erzählung der alten Frau Teil eines Arrangements, in dem Ahnung und Andeutung, Vorstellung und Vergegenwärtigung in einer berauschenden Komposition unausgesetzt in- und auseinanderfließen. Mit der spontanen Geste der direkt auf den 35mm-Filmstreifen aufgetragenen Zeichnung und im Geiste des Freejazz überführt Gugug das bruchstückhaft Sinnstiftende spielerisch und präzise in einen bruchlos bewegten Sinneseindruck.

(Robert Buchschwenter)


1999, zwei Jahre bevor sie starb, erzählte meine Großmutter Olga meiner Familie und mir Geschichten aus ihrem Leben als junges Mädchen und Frau auf dem Land in Tirol um 1920. Zwei dieser Geschichten sind animiert in Gugug. In der ersten Geschichte spricht Olga über ihre Ahnungslosigkeit gegenüber dem Kinderbekommen. Der zweite Teil handelt vom Kinderkriegen und vom Kindstod und Tod und den Lebensbedingungen rundherum.

(Sabine Groschup)

Orig. Titel
Gugug
Jahr
2006
Land
Österreich
Länge
6 min
Kategorie
Animation
Orig. Sprache
Deutsch
Credits
Regie
Sabine Groschup
Sound
Eva Ursprung
Produktion
Sabine Groschup, ASIFA Austria
Erzähler*in
Elfi Spatt, Olga Wille, Serafina Spatt
Mit Unterstützung von
Wien Kultur, Innovative Film Austria
Verfügbare Formate
35 mm (Distributionskopie)
Bildformat
1:1,37
Tonformat
Stereo
Bildfrequenz
24 fps
Digital File (prores, h264) (Distributionskopie)
Festivals (Auswahl)
2007
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Wien - VIS Vienna Independent Shorts
Wien - Tricky Women / Animationsfilmfestival (Synchro-Preis)
Fantoche - Animationsfilmfestival Baden
Ljubiljana Animateka - Int. Animation Film Festival
Vilnius - Tindirindis International Animated Film Festival
2008
Belgrad - Balkanima Anim. Film Festival
2011
Seoul - International Women's Film Festival