darkroom
Mit darkroom vermisst Billy Roisz mehrere stockdunkle Innenräume aus verschiedenen Perspektiven und macht aus einer filmischen Dunkelkammer eine abstrakte Wunderkammer. Ein Knall durchbricht das schwarze Bild. Mit wechselnden Kamera-, Licht- und Mikrofonpositionen blickt die Künstlerin in einen Kinosaal, eine ländliche Lagerhalle und in ein Wohnhaus. Dort treiben die audiovisuellen Apparaturen aus dem off ihr Unwesen. Abstrakte Projektionen erhellen schleierhaft die nächtliche Mise-en-scène und produzieren so beim Betrachter eine gewisse Orientierungslosigkeit. Die erst kurbelt den Reiz der Sinne, ihre unzähligen Interpretationen und ästhetischen Variationen an. Befinden wir uns im Österreichischen Filmmuseum oder auf einer düsteren Showtreppe einer Vorstadtdisco? Für nur wenige Sekunden blitzen Sesselreihen auf oder Stiegenaufgänge. Dann wird der Betrachter schnurstracks und immer wieder von neuem in die Uneindeutigkeit befördert. Sehen wir einen Nussbaum draußen oder doch einen Ficus-Benjamin im Wohnzimmer? Auf das spartanische Inventar in Roisz Filmräumen sind Rastermuster geworfen, die in der Finsternis wenige Details wie etwa eine Badezimmerarmatur oder Deckenrohre preisgeben.
darkroom ist ein fulminantes Spiel, in dem optische Täuschungen von manipulierten realen Schauplätzen ununterscheidbar bleiben. Die Musiker Dieter Kovacic und Peter Kutin haben mit ihrem Soundtrack auf Basis gemischter Raumatmo dem menschenleeren Black Cube ein mysteriöses Eigenleben verschafft. Wie auch in den anderen Arbeiten von Billy Roisz ist hier die Musik untrennbar mit der Bildebene verwoben. Billy Roisz braucht in der Montage keine zusätzlichen Spezialeffekte, Footage oder in der Postproduktion ergänzte Musik um einen minimalistischen Raum maximal ambig zu choreografieren.
darkroom ist ein betörendes Labyrinth aus Bild und Ton, das die Grenzen zwischen Abstraktem und Konkreten sprengt. Das Experiment besticht mehr in seiner Zurückhaltung als ins seiner Monströsität. darkroom befördert eine unendliche Lust im Dunklen zu tappen und legt verschlungene Pfade in die Finsternis, die sich wie ein „Mulholland Drive“ des digitalen Avantgardefilms bestaunen lassen.
(Petra Erdmann)
artist´s statement
I am also dealing with the dark room as a projection area for inner conditions - let´s say in the head room and body room - may they be of phsychological origin (like fragments of thoughts, barrages of images, monsters, anxiety) or of physiological nature like variuos optical illusions in darkness and in the transitional state from wakefulness to sleep (like phosphenes, exploding head syndrom, prisoner´s cinema). Same for the acoustic perception.
For the technical implementation of the recording of sound and video several dark rooms have been set up as an audio-visual apparatus:
two video projectors threw abstract images (generated by the sound in the room) into the pitch dark room where several light-sensoric devices catched beams and flashes of the light of the projections and so either triggered little motors that where placed all over the room or computer generated sound samples. This room - sound was again feeded into the video generating tools (analogue video mixing desk, synchronator). The sound was recorded with several microphones throughout the room, the light and image projections in the room was recorded with a camera. no effects, additional imagery or sound added in the process of editing & assembling.
darkroom
2014
Österreich
13 min 21 sek