Black Rain White Scars

Das statisch gefilmte Stadtbild Hongkongs: Einer Sci-Fi-Kulisse gleich ragen futuristische Wohntürme in den bewölkten Himmel. Zunehmend fügt sich die O-Ton-Geräuschmelange in künstlichen Sound ein, der die Erwartung einer visuellen Verfremdung triggert. Also lassen wir den Blick schweifen – fragend, suchend. Und plötzlich geht alles ganz schnell: Der Hintergrund verblasst, die Stadt verschwindet hinter einem Schleier aus Regen in unwirtlichem Schwarz. Unheimlich glühen die Bauten nunmehr als surreale Silhouetten einer dystopischen Endzeit. Gegengleich dazu weicht der synthetische Signalton dem konkreten Donnergrollen. In einer einzigen Einstellung verwebt Lukas Marxt Realität und Fiktion zu einem audiovisuellen gordischen Knoten. Aus Naturschau- wird Genrespiel. Black Hole Sun – won’t you come?

(Sebastian Höglinger)


Der Film zeigt in einer EInstellung das Phänomen einer Verdunkelung, welche vor heftigen Regenfällen auftreten kann. Diese heftigen Regenfälle werden von den Einwohnern Hong Kongs auch als sogennante "Black rainstorms" bezeichnet.
Mit einem für den Film geschaffenen Soundtrack, versucht Black Rain White Scars die Grenzen zwischen dokumentarischen und fiktiven verschwimmen zu lassen. Der O-Ton verwandelt sich in einen konstruierten Ton und wieder zurück, somit verändern sich auch die möglichen Standorte und die Wahrnehmung des Betrachters.

(Produktionsnotiz)

Weitere Texte

Diagonale 2015: Avantgarde-Rundschau, von Rainer Kienböck, Jugend ohne Film, 04.04.2015 (Artikel)

Die Skyline Hongkongs, im Vordergrund Vegetation, im Hintergrund Bürotürme eklektischen Baustils. Ein statisches Bild, die Kamera wird sich für die nächsten neun Minuten nicht bewegen, zunächst passiert auch im Bild selbst nichts außergewöhnliches, doch dann zieht rasch ein Gewitter auf, dass das Stadtbild mit einem grauen Schleier überzieht. Die zuvor sommerliche Atmosphäre wird zusehends von einer ungesunden Düsternis übermannt, die Bürotürme werden zu Raumschiffen und Phalli. Mittlerweile hat sich auch der Charakter der Tonspur verändert, denn der anfängliche naturalistische Begleitton, der ohne weiteres aus der unmittelbaren Nähe der Kamera hätte stammen können, hat sich zu einem abstrakten Hintergrundlärm entwickelt. Marxt fängt die nackte Welt ein und vermag es, sie ganz ohne Kamera- oder Montagetricks zu einer dystopisch-mysteriösen Schattenwelt zu verfremden.

Diagonale 2015: Avantgarde-Rundschau, von Rainer Kienböck, Jugend ohne Film, 04.04.2015

Orig. Titel
Black Rain White Scars
Jahr
2014
Länder
Österreich, Deutschland
Länge
8 min
Regie
Lukas Marxt
Kategorie
Experimental
Orig. Sprache
Kein Dialog
Credits
Regie
Lukas Marxt
Konzept & Realisation
Lukas Marxt
Sound Design
Jung An Tagen
Verfügbare Formate
DCP 2K flat
Digital File (prores, h264)
Festivals (Auswahl)
2015
Graz - Diagonale, Festival des österreichischen Films
Kassel - Dokumentarfilm- & Videofest