28/73 Zeitaufnahme(n)
Man ist (...) in Krens Arbeiten immer wieder mit der Bearbeitung und Thematisierung der kleinsten Bewegungseinheit des Films, dem Einzelbild, konfontiert. Diese Privilegierung des Kaders führt notwendigerweise zu einem neuen Verhalten des Körpers im Zeitfluß. In 28/73 Zeitaufnahme(n) "erlöst" Kren das Gesicht von Hans-Peter Kochenrath aus seiner zeitlichen Gebundenheit mit dem Mittel der Einzelbildschaltung, sodaß eine wild vibrierende, "ungehaltene" Masse, eine neue Form eines bewegten Portraits entsteht, das paradoxerweise vom Moment nichts mehr wissen will, weil es aus Momentaufnahmen besteht.
(Michael Palm: Which Way?, Drei Pfade durchs Bild-Gebüsch von Kurt Kren, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)
Thomas Korschil zu 28/73 Zeitaufnahme(n) von Kurt Kren
Im klimaktischen Mittelteil führen Krens Handkamerabewegungen zu einem Verwischen der Konturen und einem hohen Grad der Abstraktion: Materie, Gegenständliches, der abgebildete Kopf werden in lebendige Lichtenergie verwandelt. Zuweilen glaubt man wie bei Rischart Mehrfachbelichtungen wahrzunehmen, was die Untersuchung des Streifens nicht bestätigen kann. Noch mehr als bei Krens Selbstportrait beruht hier die Kraft des Films auf der handbewegten Kamera, auf der gleichsam in jeden einzelnen Kader hineingelegten Bewegung.
(Thomas Korschil: Die ersten, die letzten, soweit, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground. Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)