Surge
Knapp am Walzertakt vorbei hüpft eine grüne Form auf rotem Hintergrund zu tiefem Bass und hohem Ping-Ton, die sich immer mehr verschleifen, während sich das Grün türkis im Raum ausdehnt. Etwas erwacht, streckt sich, der Schwerpunkt der Bewegung im Bild verlagert sich von der Horizontalen in die Vertikale. Im nächsten Abschnitt schiebt sich ein geheimnisvolles Objekt – kein UFO – langsam von links kommend im Star Wars-Winkel durchs Bild. Ein fein ziseliertes Geisterschiff, das zum gewaltigen Beat der Musik seine Form in einen Schlund und wieder zurück ändert. Überblendet wird die Reise des Schlundschiffes von vertikalen Streifen. Sie zerglitchen das Bild – eine Referenz an gestörte Analogsignale, die ein orientiertes Entschlüsseln des Gesehenen erschweren und die Phantasie ansteuern. Mit der nächsten Sequenz kehren wir zurück in die Abstraktion, sie definiert ein Inneres, dem die Bässe vorbehalten sind – ein zäher Herzschlag, der im Geisterschiff schaukelt. Er mündet zeitlupentanzend in ein leuchtstoffartiges Ausblenden.
Der nautische Horror, den Billy Roisz und Dieter Kovačič zu Surge von schtum (Manu Mayr & Robert Pockfuß) assoziieren, ruft Erinnerungen an ihr dunkles Opus THE (2015) wach. Etwas Unheimliches geht vor sich und es ist schwer in Worte zu kleiden. Ästhetisch erschließt es sich auf Bild- und Soundebene durch ephemeres Grauen, wuchtige Schönheit und den übersteuerten Einsatz von Gegensatzpaaren – hoch/ tief, geschlossen/ aufgerissen, organisch/ zweidimensional. Empfehlung: Play it very loud in the darkest room! (Melanie Letschnig)
Viennale Katalogtext 2019
Surge
2019
Österreich
5 min
Experimental, Animation, Musikvideo
Kein Dialog