39/81 Which way to CA?
Kren unterwegs von Vermont nach Kalifornien. Seine verschiedenen Autos, sagt Kren, sind der rote Faden, der durch die Geschichte läuft.
Der Anfang des Films fehlt, denn Kren brauchte Geld und wollte die Kamera in San Francisco bei einem Pfandleiher versetzen; bei dem Versuch, die Funktionstüchtigkeit der Kamera zu demonstrieren, kam Licht auf den Film. Kren nennt den Film ein "bad home movie", weil Amateure an ihren Filmen viel mehr herumtüfteln, wohingegen er alles nahm, wie es kam, ohne nachträglich etwas wegzuschneiden.
(Hans Scheugl: Die Filme, Eine kommentierte Filmographie, in: Scheugl, Hans (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren, Seine Filme)
Michael Palm zu 39/81 Which way to CA? von Kurt Kren
Der Vergleich mit einem Idealtypus von "home movie" hilft weiter. Der ideale Hobby- und Reisefilmer findet in seinen Filmen immer nur die Bilder, die schon wasserdicht und determiniert sind, die gewissermaßen allen und jedem gehören. Vom Eiffelturm bis zum Goldenen Dachl haben wir sie bis zum Erbrechen gesehen. So zeigen diese Bilder eigentlich nie die jeweiligen Sehenswürdigkeiten, sondern dokumentieren lediglich ein Dortgewesensein. Sie entstehen, um sich danach am Dortgewesensein zu erfeuen. Und doch sind sie auch ein verzweifelter, wiewohl an der Sache prinzipiell desinteressierter Versuch, dem öffentlichen Bild ein Quentchen Privatheit zu entreißen.
Doch Krens Arbeiten sind eben "schlechte home movies". Sie verweisen nicht auf ein Dort, sondern auf ein Hier und Jetzt. Sie sind im besten Sinne unordentlich. Sie gehören niemandem. Die Gleichwertigkeit, die im vorigen Abschnitt noch die Bildfläche regierte, läßt sich nun verzeitlichen und auf die Abfolge der Bilder umlegen. So wird man nur schwerlich privilegierte Stationen auf dem Weg der Bilder ausmachen können. Die Reise hat kein Ende, sie besteht nur aus momentanen Lageveränderungen.
In Which way to CA? sind es flüchtige Momente am Straßenrand, die Kren im Lauf der Zeit aufleuchten läßt. Schmutzige Bilder eines Friedhofs, eine Mutter mit Kind, ein Weihnachtsmann im sommerlichen Licht, der aus dem Nichts auftaucht, um gleich darauf wieder dorthin zu entschwinden, Leute beim Photographieren und Filmen, ein Familienidyll, Fernsehbilder - Amerika halt. Als stets wiederkehrendes Thema montiert Kren immer wieder das Auto ein, mit dem er durch die Lande zieht: das leere, stehende Gefährt als Gefährte vor diversen Landschaften, am Meer, eine Möwe, die das Auto verwundert begutachtet, eine wilde Brandung.
(Michael Palm: Which Way?, Drei Pfade durchs Bild-Gebüsch von Kurt Kren, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)