Faces of Death
“Wir werden alle sterben”, singt die Band Knorkator in einem ihrer schönsten Songs. Dass sie recht hat, ist nicht von der Hand zu weisen. Der Tod: Ein Umstand, der den meisten bewusst ist, dem aber die wenigsten Beachtung schenken. Nicht so Jan Soldat: Der produktive Menschenbildermacher hat es neuerdings auf den Exitus abgesehen, mit einem neuen Schaffensstrang, den sein Kompilationsfilm Staging Death 2022 in Cannes einläutete. Der vierte Beitrag dazu heißt Faces of Death.
Nach Udo Kier, Nicolas Cage und Lance Henriksen schauen wir hier dem (2015 tatsächlich verstorbenen) britischen Charakterkopf Christopher Lee beim vielfach wiederkehrenden, tendenziell gewaltsamen Kino- und TV-Tod zu. In knappen, per Montage klug komprimierten sieben Minuten vergehen nahezu siebzig glänzende Karrierejahre voller Formatwechsel und unvergesslicher Rollen von Dracula bis Saruman. Lee, ein Rekordhalter unter den vorwiegend männlichen Vielsterbern der Filmgeschichte, stellt dabei einen ganz eigenen Todesstil zur Schau: Nicht campy, flamboyant oder lustvoll grotesk wie Kier oder Vincent Price, sondern vergleichsweise straight, also todernst und voller Leidenspathos. Oft hochdramatisch und spektakulär, aber nur selten lustig und cool.
Weil Lee so viele “Böse” spielte, wirkt manch ein Ableben wie eine gnadenlose Bestrafung. Und ob er nun erstochen, erschossen, verbrannt oder verschüttet wird: Wut, Schmerz, Erschöpfung, Enttäuschung stehen ihm dabei meist ins Gesicht geschrieben. (Ob das wohl etwas mit Lees Armeedienst während des Zweiten Weltkriegs zu tun hat?) Schreie und schicksalhafter Musikdonner akzentuieren das bittere Mienenspiel dieser Faces of Death – die aber doch weit vergnüglicher anzusehen sind als der berüchtigte Mondo-Klassiker, auf dessen Todesfaszinosum Soldats Filmtitel anspielt. (Andrey Arnold)
Faces of Death
2023
Deutschland, Österreich
7 min