Ich will nicht gefilmt werden, sondern selber filmen
Zu Beginn des Films steht ein gleich doppelt ausgesprochener – und bewusst doppeldeutig übersetzter – Einwand. Dieser Einwand, so ließe sich spekulieren, könnte ein lebendiges Gespräch in Gang gesetzt haben: darüber, was es heißt, eine Filmemacherin in Bewegtbildern zu porträtieren. Tatsächlich entstand Ich will nicht gefilmt werden, sondern selber filmen spontan, bei einem Atelierbesuch. Christiana Perschon kam mit dem Vorhaben, ihre kollaborativ angelegte Serie von Porträts einer älteren Generation von Künstlerinnen mit Friedl vom Gröller fortzusetzen.
Der Film ist Dialog und Aufzeichnung einer Begegnung zweier Filmemacherinnen, die, wie man unmittelbar sehen kann, weitaus mehr verbindet als ein gemeinsames Medium. Und er zeigt, was in ein Porträt neben einem gefilmten Gesicht alles hineinpasst: ein „Beziehungsfilm“ mit Filmender und Gefilmter, die Apparatur eines analogen Projektors, sein gleißendes Licht, die Projektion eines anderen Films mit einem anderen Gesicht, der wiederum beim Betrachten gefilmt wird. Ich will nicht gefilmt werden, sondern selber filmen ist ein großzügiger Film: ein „expanded portrait”, wenn man so will.
Ein Spiegel, in den Friedl vom Gröller hineinfilmt und sich selbst als Filmende begegnet – ein archetypisches Moment eines jeden Autoportraits –, weitet den Raum ebenso wie die Projektion ihres Films Max Turnheim (2002-2022), der einen jungen Mann in verschiedenen Phasen seines Lebens porträtiert. Das Filmbild flackert über die Gesichter von Gröller und Perschon, die meist neben dem Projektor sitzend porträtiert wird, mal mit konzentriertem Blick auf die Leinwand, mal mit Blick in die Kamera. Der Projektor fungiert dabei als Protagonist mit eigenem Recht. Im Zusammenspiel von bewegter Mechanik und Lichtstrahl ist er so schön und geheimnisvoll wie ein menschliches Gesicht. (Esther Buss)
Ich will nicht gefilmt werden, sondern selber filmen
2023
Österreich
3 min 40 sek