3 SACHEN KAUFEN*
3 SACHEN KAUFEN - How I tried to save the little shop in our community building by galvanising my neighbours and failed dreht sich im Gespräch mit den Nachbar_innen der Filmemacherin um die Frage: „Brauchen wir hier im Gemeindebau ein Lebensmittelgeschäft?“ und diskutiert das Problem: „Politisches Engagement - ist es unnötig oder zu anstrengend oder bringt es doch etwas?“ Durch das Miteinanderreden könnte so etwas wie Zusammenhalt im Gemeindebau entstehen. Und es ist abzusehen: das Geschäft von Fify Ibrahim bleibt. (Produktionsnotiz)
Wie bereits in einigen ihrer früheren Filme verschränkt Gabriele Mathes Ansichten ihres privaten Umfeldes mit größeren (gesellschafts-)politischen Zusammenhängen. Im Fall von 3 SACHEN KAUFEN* ist ihr eine außerordentlich komplexe Arbeit gelungen, die – aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet – ihre Facetten leichtfüßig und schmunzelnd offenbart.
Da wäre einmal der Gemeindebau, in dem die Filmemacherin wohnt und in dem sich ein Feinkostgeschäft befindet, wie es nur mehr wenige in Wien gibt. Diesen Laden, der auch als Treffpunkt von Bewohner*innen genützt wird, möchte sie unbedingt erhalten. Mit einer Unterschriftenliste, deren Unterzeichnung die tägliche Verpflichtung zum Einkauf von drei Produkten besiegeln soll, geht sie hausieren. Dabei entwickelt sich ein liebevolles Portrait der unterschiedlichen Charaktere, die gerne bei der sympathischen Fifi einkaufen. Die Zugehörigkeit zur Siedlung und ihrer zugewanderten Greißlerin wird bei allen spürbar, egal ob es sich um seit Generationen hier ansässige „echte“ Wiener*innen oder erst vor kurzem zugezogene handelt. Niemand glaubt ans Gespenst der baldigen Schließung, selbst die Betreiberin äußert sich sehr zufrieden über ihre Kund*innen. Wie die einzelnen Menschen ihre Verbundenheit ausdrücken und über einen eventuell notwendig werdenden Aktivismus nachdenken, erscheint authentisch und sozialpolitisch interessant. Dass die rechten Meinungsmacher*innen gerade in den Sozialbauten einen Brennpunkt der Konflikte ausmachen, wird in 3 SACHEN KAUFEN* keinesfalls bestätigt.
Wirklich lustig gestaltet Mathes ihre eigene Rolle als zwanghaft Besorgte, die in der Kontrolle über das Kaufverhalten ihrer Nachbar*innen Sicherheit erfahren würde. Aufgrund der Gespräche zunehmend milder gestimmt, kann sie am Ende nur mehr sich selbst verpflichten. (Brigitta Burger-Utzer)
Der Feinkostladen Ibrahim könnte geschlossen werden. Befürchtet jedenfalls Gabriele Mathes, die deshalb die Bewohner:innen des Gemeindebaus zur Unterzeichnung einer Selbstverpflichtungserklärung zu überreden versucht: Drei Dinge soll man täglich im Geschäft kaufen. Eine Etüde über die Diskrepanz zwischen Engagement und Verhältnismäßigkeit.
Die Nahversorgung im Gemeindebau in Wien-Penzing könnte gefährdet sein. Befürchtet jedenfalls Filmemacherin Gabriele Mathes, die der düsteren Zukunft mit Optimismus, Block und Kugelschreiber entgegentritt: Möglichst viele Nachbar:innen sollen eine von ihr aufgesetzte Selbstverpflichtungserklärung unterschreiben, täglich drei „Sachen“ im Feinkostladen an der Ecke zu kaufen. Doch bereits die erste Runde ist ernüchternd. Ja eh, meint der erste, „dem Buam“ schmecken die Leberkäsesemmeln richtig gut, aber drei Dinge brauche er eigentlich nicht – die Frau fahre ohnehin mit dem Auto in den Supermarkt. Nicht viel besser sieht es bei der älteren Dame aus, die von „Essen auf Rädern“ versorgt ist. Und schließlich die ernüchternde Nachfrage im Laden selbst: Das Geschäft laufe gut, meint Frau Ibrahim. 3 Sachen kaufen ist ein so engagierter wie humorvoller Kommentar zum Thema politisches Engagement. Und ein erfrischender Beweis für die alte Wahrheit, dass die Leute noch immer am besten beim Reden zusammenkommen. (Michael Pekler/Diagonale)
3 SACHEN KAUFEN - How I tried to save the little shop in our community building by galvanising my neighbours and failed
2023
Österreich
15 min