After Work
Holger und Lutz treffen sich nach Feierabend zu einem Sexdate. Nachdem sich die beiden entkleidet haben, beginnt es zunächst wunschgemäß mit Oralsex auf dem Sofa. Irgendwann aber müssen sie sich eingestehen, dass es heute nicht so klappen will wie geplant – ist es die Erschöpfung am Ende eines langen Arbeitstages? Und die jüngsten sind die beiden schließlich auch nicht mehr. After Work dokumentiert nicht nur einen letztendlich scheiternden sexuellen Akt, sondern lädt uns ein, in einem privaten Lebensraum an einer zwischenmenschlichen Begegnung teilzuhaben. Und gerade weil sich die Protagonisten hier auch in ihrer Verletzlichkeit und in ihrem Scheitern offenbaren, wohnt dieser filmischen Miniatur eine stets spürbare menschliche Wärme und Würde inne.
Seit über einem Jahrzehnt dreht Jan Soldat eine bereits mehr als hundert Filme umfassende Serie sexueller Porträtfilme. Indem er seine zumeist schwulen Protagonisten ermutigt, ihre Sexualität vor seiner Kamera und seinem Blick auszuleben, kommt er ihnen oftmals verblüffend nah und kreiert kurze und lange Filme von großer humanistischer Wärme und Intensität. Konnte man das Interesse des Filmemachers für das Nichtnormative – für gesellschaftlich stigmatisierte oder verlachte Fetische oder für Körper jenseits konventioneller Vorstellungen von sexueller Attraktivität – anfangs noch mit einer gewissen Provokationslust verwechseln, setzen sich Jan Soldats Arbeiten längst zu einem stetig weiter wachsenden Archiv alltäglich gelebter Sexualität zusammen, in dem die eigene Schaulust nicht Selbstzweck, sondern Instrument empathischer Neugier und Menschenliebe ist. (Jochen Werner)
After Work
2023
Österreich, Deutschland
5 min 18 sek