Planetenwerk
„Es ist eine Frage, eine Furcht, die immer wiederkehrt, ob diese Gedanken überspringen können von Ralf auf mich“, sagt Lukas Marxt einmal. Er liegt dabei auf einem Tisch, ein irgendwie therapeutisches Setting, hinter ihm tut sich ein Auditorium leerer Stuhlreihen auf. „Irgendwie“ ist im Schreiben über diesen Film kein Füllwort, sondern ein Schlüssel: Alles Sichtbare ist klar und deutlich vor uns und irgendwie immer auch schwer zu beschreiben: Wellen brechen sich irgendwie in den Reflexionen gläserner Hoteltüren, begrenzte Innenräume erweitern sich irgendwie in der Bildtiefe in die Wüste hinein, ein Schwenk scannt den sichtbaren Raum und schafft zugleich irgendwie auch Raum für ein anderes Bild. Sechs Jahre nach Ralfs Farben kehren Marxt und sein künstlerischer Mitstreiter Michel Petri mit diesem Film zurück: an einen Ort: Lanzarote, zu einer Person: Ralf Lüddemann, zu dessen Form der Weltwahrnehmung: dem Planetenwerk. Und - auf der Suche nach den Spuren, die das Denken Lüddemanns, das manche vielleicht verwirrt, realitätsfremd, manisch nennen würden, in ihnen und ihrer künstlerischen Arbeit hinterlassen hat - irgendwie und weitaus stärker noch als im ersten Film: zu sich selbst.
So ist Planetenwerk ein Film als Fußnote, als Nachsatz, als Ergänzung und Umkehrung zu Ralfs Farben zu denken, der vor allem die Grundkonstellation des Dokumentarischen umdreht (und darin auch kritisch reflektierbar macht): Wo im ersten Film beide auf den andersdenkenden, -lebenden, -aussehenden Ralf und sein Lanzarote blicken, blickt dieser hier zurück auf sie und ihre Hotelwelt, wird die Grenze zwischen jenen, die das Bild herstellen und jenen, die im Bild sind irgendwie fluide. Planetenwerk denkt diese Umkehrung konsequent hinein in seine eigene Form, die die Grenze zwischen innen und außen, zwischen Hotel und Wüste, zwischen konkretem Bild und abstrakter Konstellation, zwischen einem Dokumentarfilm über jemanden und einem Film als Ergebnis gegenseitiger Bespiegelung zugleich sichtbar und irgendwie vergessen macht. (Alejandro Bachmann)
Planetenwerk
2026
Österreich
25 min