32/76 An W + B
Kren: Das war in München. Ich habe vom Fenster raus ein Schwarzweißphoto gemacht, von dem, was ich draußen sah. Davon habe ich ein großes Schwarzweißnegativ machen lassen. Das habe ich am Sonnenschutz-Kompendium vor der Filmkamera befestigt. Ich versuchte, das Negativ in Übereinstimmung zu bringen mit der wirklichen Landschaft, die ich durch die Kamera sehen konnte. Dann habe ich monatelang Aufnahmen gemacht, wobei ich die Schärfe verändert habe von nah zu fern und wieder zu nah, also vom Negativ zur Landschaft draußen.
Hans Scheugl: Wer sind W und B?
Kren: Das sind die deutschen Filmemacher Wilhelm und Birgit Hein. Birgit hatte einmal geplant, von dem, was man sieht, eine Umrißzeichnung zu machen und durch diese die Dinge aufzunehmen. Ich habe das dann weitergeführt mit dem Schwarzweißnegativ.
(Hans Scheugl: Die Filme, Eine kommentierte Filmographie, in: Scheugl, Hans (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren, Seine Filme)
Michael Palm zu 32/76 An W + B von Kurt Kren
An W + B beinhaltet jedoch noch einen weiteren Aspekt: die Historizität des Bildes. So ist das Negativ vor der Kamera nur ein vergangener Augenblick, der sich über das bewegte aktuelle Geschehen auf der Straße legt und genau die Diskrepanz zwischen dem einzelnen Moment und der kontinuierlichen Bewegung errichtet.
(Michael Palm: Which Way?, Drei Pfade durchs Bild-Gebüsch von Kurt Kren, in: Hans Scheugl (Hrsg.), Ex Underground Kurt Kren. Seine Filme, Wien 1996)