Dead Again
Falls uns bei Dead Again ein titelgleiches Stück Nineties-Neo-Noir-Kitsch einfällt – gleich wieder vergessen! Das Wieder, die Retrodynamik der Wiederholung, geht in Jan Soldats Kurzkompilation Dead Again andere Wege. Der Titel ist Programm: Normalerweise, in der Zwangsfitnesskultur, soll man ja "alive again" sein. Aber gutes, nicht-normales Kino ist nie nur vitalistisch (oder wiedergeburtsgläubig); es fasst den Tod als Leben und im Leben, fasst Sterben als vielfältigen Prozess. Hier sind das 70 Sterbeszenen eines Hollywood-Nebendarstellers: Charakterkopf Lance Henriksen, mehr markant als bekannt, stirbt in Action-, Horror- und Historienfilm-Momenten, fokussiert auf meist nur den einen Todes-Shot.
Die Wiederholung macht das Sterben zur Todesfeier; weniger Trauerzeremonie, vielmehr Fetisch-Ritual, ein fernes Echo der Bizarr-Sexspiel-Dokus, die Soldat ansonsten oft dreht. Die Montage-Prozession dieses fetzigen Supercut ordnet das Sterben zu Motivketten gemäß Körperhaltung, Mordwaffe, Fokus der Verstümmelung. Lances prägende Rolle als Cyborg Bishop in Aliens hallt in seinen vielen SciFi-Toden nach, aber auch im religiösen ("bischöflichen") Nimbus von Aufbahrungen, darunter eine mit Lance als Lincoln. 2023 sind laut IMDb einige Filme mit dem Vielsterbenden, Jahrgang 1940, der unlängst in Viggo Mortensens Falling dessen Vater spielte, noch in Fertigstellung.
Wieder tot: Eine Art Dyptichon bildet Dead Again mit Soldats Staging Death, der 2022 Sterbeszenen mit Udo Kier huldigte. Ein Vergleich zeigt – zumal beide Herren viel SciFi-Horror-Trash machen und gern von Monsterkrallen durchbohrt werden – Antipoden: Gegenüber dem teigig-weichen Udo, der oft opernhaft mit großen Worten abtritt, steht/liegt Lance, ledrig-drahtig, immer schon alt, auf den sterbenden Lippen ein Hecheln, ein trockenes "Kiss my ass!" oder "Go fuck yourself, kid!". So bringt eine Punk-Geste sogar ein bisschen Sex ins Spiel. (Drehli Robnik)
Dead Again
2023
Österreich, Deutschland
5 min 55 sek