Spotlight: Anouk de Clercq

Fr 27. Mai 2016, 21:00 Uhr
Metro Kinokulturhaus

Am Anfang war das Schwarz. Das Schwarz des Kinoraumes oder des Black Cubes eines Ausstellungshauses umhüllt uns (im Idealfall ohne Exit-Lichter), läßt uns zunächst orientierunglos, ohne Koordinaten für eine verlässliche Raumwahrnehmung.„The darkness that I like is the darkness of a movie theatre“, beschreibt Anouk de Clercq in ihrem jüngsten Film Black (2014) ihr Faible für die Dunkelheit, die den gesamten Raum und die Leinwand umschließt.

Das „schwarze Bild“, das so entsteht, ist das zentrale Arbeitsfeld der belgischen Künstlerin, dem sie mit ihrem oben genannten bislang letzten Film ein eigenes – reflexives – Werk gewidmet hat. Dieses Schwarz ist zunächst immens, weil undurchdringlich, reicht vermeintlich bis ins Unendliche und ist zugleich höchst intim, weil es einen einhüllt, auf sich selbst und den eigenen Körper zurückwirft. Bis schließlich in dieses Schwarz filigrane Lichtstrahlen treten, die als Punkte auf die Leinwand treffen, sich dort vermehren, verbreiten, verdichten und auseinanderdriften, um sich schließlich in manchen Arbeiten de Clercqs zu komplexen architektonischen Gebilden zu formieren.

Womit wir bei einer der Kernfragen sind, um die Anouk de Clercqs Video- und Filmschaffen kreisen: Ist ein schwarzes Bild per se Raum oder nur zweidimensionale Fläche, vergleichbar mit dem dunklen Nachthimmel, der noch vor Kopernikus als Gewölbe betrachtet wurde, an dem die Gestirne Lichtpunkten gleich befestigt wären? Die Lichtpunkte auf der Leinwand sind hier zunächst so etwas wie die kleinste Einheit eines (digitalen) Bildes, ein Pixel also. Anfangs oft singulär und einsam gelassen in der umgebenden Dunkelheit. Hat ein einzelner Lichtpunkt bereits eine Identität? Oder gar einen Lebenszyklus? – wie etwa in Me+ (2004) oder in Swan Song (2013) suggeriert wird.

Begleitet von Anton Aekis oder Scanners Sounddesign werfen de Clercqs minimalistische Animationen fast metaphysische Fragen auf. Und natürlich jene nach dem Raum und seiner Dimensionalitäten. In den Verdichtungen und Anhäufungen der Lichtpunkte auf der Leinwand bilden sich Tiefenperspektiven und plastische Körperlichkeiten. Aus diesen wiederum erwachsen vor dem staunenden Auge der KinobesucherInnen utopische architektonische Entwürfe wie in Oh! (2010) – in Referenz an den französischen neoklassischen Architekten Etienne-Louis Boullée – oder in Anouk de Clercqs zentralem, preisgekrönten Film Thing (2013), in dem ein Architekt durch sein Gedächtnis führt, über und durch schwebende Lichtgebäude, ein von den Gesetzen der Schwerkraft befreiter, körperlosen Blick, der nur an seine Stimme gebunden bleibt. Ein Meisterwerk minimalistischer wiewohl hochkomplexer Animation! (GW)

Programm
BLACK, 2014, 5 min.
Me+, 2004, 5 min.
Conductor, 2004, 2,5 min.
Building, 2003, 12 min.
Swan Song, 2013, 3 min.Oh!, 2010, 8 min.
Thing, 2013, 18 min.

In Anwesenheit von Anouk de Clercq mit anschließendem Gespräch mit Gerald Weber (sixpackfilm)

Im Rahmen vom VIS 2016 - Vienna Independant Shorts (25.-31. Mai 2016) 

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