Exzess pur. Experimentelle Melodramen

Mo 5. Juni 2017, 19:00 Uhr
Metro Kinokulturhaus

Wie in den großen Melos des Spielfilms geht es auch in diesem Programm um spektakuläre Eindrücke und um eine Atmosphäre von geballter oder deutlich unterdrückter Emotion. Im Vordergrund steht die Schaffung eines Stimmungsraums, der mit dem Unterbewussten verglichen werden kann, die Sphäre unserer fundamentalen Begierden, Verbote und Ängste. Ich traue mich zu behaupten, dass es dabei der experimentelle Film leichter hat, denn er lässt sehr oft die Sprache weg. Die Musik, der Song, der Sound oder die Stille genügen meist. Und der stilistische Exzess mittels Farben, Materialbearbeitung, Inszenierung oder der Auswahl opulenter Bilder ist ebenfalls Mittel zum direkten Affekt. (bbu)

LIVING COLLECTION sixpackfilm

Nach 25 Jahren Vermittlungsarbeit versammelt sixpackfilm in seiner Kollektion eine reiche Auswahl aller Gattungen, vertreten durch mehr als 1.500 filmische Arbeiten, die danach rufen, in unterschiedlichen Zusammenhängen regelmäßig auch in Wien gezeigt zu werden. Ein Schwerpunkt unserer Sammlung liegt bei den KlassikerInnen des österreichischen experimentellen Films, nahezu alle sind vertreten. Viele der historischen Arbeiten zählen mittlerweile zum Kanon der internationalen Film oder Kunstgeschichte und haben ihren festen Platz in den internationalen Kinosälen und Museen. Die Neueröffnung des Metro Kinokulturhauses und die intime Atmosphäre des Eric Pleskow Saals animierte sixpackfilm zu dieser langfristigen Kooperation mit dem Filmarchiv Austria. 

Kurzspielfilme, Avantgardefilme, Animationen, filmische Essays, Dokumentarfilme und vieles, das zwischen den Zuschreibungen pendelt, soll in einzelnen Programmen in der Reihe Living Collection sixpackfilm vereint werden, nicht säuberlich getrennt nach den üblichen Kategorisierungen. Vielmehr steht die Suche nach thematischen Zusammenhängen, Entwicklungen, verschiedenen Betrachtungsweisen und Verbindungslinien im Vordergrund, manchmal auch im Kontext des internationalen Filmschaffens. Historische und zeitgenössische "Klassiker" treffen auf Arbeiten von Filmschaffenden, die noch nicht oder nicht mehr die ihnen gebührende Aufmerksamkeit haben. Gesellschaftspolitische, soziale und ästhetische Fragen stehen im Wechselspiel zu rein formalen Experimenten. Radikale oder aktionistische Performances sind mit surrealen Geschichten kombiniert, Auftragsarbeiten für Trailer oder TV mit abstrakten Schönheiten. Eine lebendige Montage, keine Festschreibung einer Geschichte der Meisterwerke. Das verbindende Element bei allen Filmen und Videos ist ihre unverkennbare, eigenwillige visuelle Grammatik. Wenn wir eine Personale mit Werken einer/s Filmemachers/in anbieten, wird ein vermittelndes Gespräch mit der/dem Künstler/in deren Themen und filmische Umsetzung dem Publikum näherbringen. Ansonsten wird das Filmereignis jeden ersten Montag im Monat von einer kurzen Einführung begleitet. 


(Brigitta Burger-Utzer)

Programm
The Heart of the World (Guy Maddin, CAN 2000, 35mm, 6 min.)
The French Road (Arthur Summereder, AT 2016, 35mm, 7 min.)
NabelFabel (Mara Mattuschka, AT 1984, 16mm, 4 min.)
Parasympathica (Mara Mattuschka, AT 1986, 16mm, 4 min.)
Alpsee (Matthias Müller, DE 1994, 16mm, 15 min.)
Ich bin traurig (Didi Bruckmayr, AT 2004, video, 5 min.)
Kristall (Christoph Girardet/Matthias Müller, AT 2006, 35mm, 15 min.)
Outer Space (Peter Tscherkassky, AT 1999, 35mm, sw, 10 min.)

Programm und Einführung Brigitta Burger-Utzer

in Kooperation mit VIS Vienna International Shorts (1.-6. Mai 2017)

image NABELFABEL (Mara Mattuschka)