Nominierungen zum Österreichischen Filmpreis 2023 für ELFRIEDE JELINEK - DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN, MUTZENBACHER, STORIES FROM THE SEA, DIRNDLSCHULD und WILL MY PARENTS COME TO SEE ME

Höchst erfreuliche Nachrichten von der Akademie des Österreichischen Films: ELFRIEDE JELINEK - DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN*, Claudia Müllers dicht gewebte Collage zur Nobelpreisträgerin wurde in den Kategorien Bester Dokumentarfilm, Beste Kamera (Christine A. Maier) und Bester Schnitt (Mechthild Barth) für den Österreichischen Filmpreis 2023 nominiert. In der Kategorie Bester Kurzfilm zählen Wilbirg Brainin-Donnenberg mit DIRNDLSCHULD und Mo Harawe mit WILL MY PARENTS COME TO SEE ME zu den Preiskandidat:innen. Last not least freuen wir uns auch über die Nominierungen für MUTZENBACHER* von Ruth Beckermann als Bester Dokumentarfilm und STORIES FROM THE SEA* von Jola Wieczorek in der Kategorie Beste Musik (Julia Kent).

Wir gratulieren allen nominierten Künstler:innen! 
Die komplette Liste findet sich auf der Seite der Österreichischen Filmakademie

* "Elfriede Jelinek - Die Sprache von der Leine lassen" wird in Österreich von Polyfilm betreut, "Mutzenbacher" vom Filmladen und "Stories from the Sea" vom Stadtkino Verleih.

Nominierungen zum Österreichischen Filmpreis 2023 für ELFRIEDE JELINEK - DIE SPRACHE VON DER LEINE LASSEN, MUTZENBACHER, STORIES FROM THE SEA, DIRNDLSCHULD und WILL MY PARENTS COME TO SEE ME

Helin Çeliks ANQA beim Istanbul Film Festival (7.-18.4.2023)

ANQA, Helin Çeliks eindrückliches Portrait dreier Frauen aus dem Nahen Osten, die Missbrauch und häusliche Gewalt erfahren mussten und sich dagegen radikal auflehnten, läuft im Wettbewerb des renommierten Istanbul Film Festivals IKSV 2023 (7.–18.April 2023)

Helin Çeliks ANQA beim Istanbul Film Festival (7.-18.4.2023)

Friederike Pezold (Pezoldo) Retrospektive im Anthology Film Archives, NY (10. bis 16. März)

Revolution der Augen (2022, 75 min.)
Canale Grande (1983, 88 min.)
Toilette (1979, 78 min.)

Die Fotografin, Performerin, Video- und Installationskünstlerin Friederike Pezold (Pezoldo), die mit CANALE GRANDE (1983) einen faszinierenden Ausflug ins Spielfilmfach unternahm, ist eine aufregende Multimediakünstlerin, die in den USA weit mehr Anerkennung verdient, als sie bisher erhalten hat. Pezolds Werk ist vor allem durch ihre Beschäftigung mit der Schnittstelle von Technologie, Medien und Körper geprägt, ein Thema, das sie in vielen verschiedenen Formen erforscht hat. Die 1945 in Wien geborene und in München ausgebildete Künstlerin ist vor allem für ihre Fotoserien und Mehrkanal-Videoarbeiten bekannt, in denen sie ihren eigenen Körper in den Mittelpunkt stellt - und tendenziell dekonstruiert. Emblematisch ist ihr abendfüllendes Video TOILETTE (1979), das in 78 Minuten verschiedene Teile ihres Körpers fokussiert und isoliert und ihnen sowohl eine gewisse Monumentalität als auch eine rätselhafte (und komische) Abstraktion verleiht. TOILETTE spiegelt ein übergeordnetes Ziel von Pezolds Arbeit wider: Subjekt und Objekt zugleich zu sein.

Einige Jahre zuvor hatte Pezold ein fortlaufendes Projekt mit dem Titel "Radio Free Utopia" ins Leben gerufen, bei dem sie einen speziellen Apparat entwarf, der es ihr ermöglichte, sich durch die Stadt zu bewegen und Videos zu drehen, die gleichzeitig über einen geschlossenen Kreislauf auf einem an ihrem Körper befestigten Monitor angezeigt wurden. "Radio Free Utopia" war eine radikale und witzige Erweiterung der utopischen Ideen anderer Videokünstler*innen jener Zeit, die entschlossen waren, die eingeschränkten Produktions- und Vertriebskanäle der kommerziellen Mediennetze zu umgehen. Sie wurde auch zum Vorwand für CANALE GRANDE, dessen Protagonistin - gespielt von Pezold selbst - mit dem "Radio Free Utopia"-Gerät ausgestattet durch Wien und Berlin wandert. Für den damaligen Kunstkontext untypisch wurde CANALE GRANDE jedoch auf 35mm gedreht, unter anderem von der versierten Filmemacherin und Kameramann Elfi Mikesch. Die ungewöhnliche und provokante Verbindung von Film und frühem Video verbindet die visuelle Schönheit und Textur des Films mit der Beschäftigung des frühen Videos mit neuen Möglichkeiten der Bildproduktion und -verbreitung und spiegelt gleichzeitig die Befreiung des neuen Mediums von den Konventionen des narrativen Dramas wider.

Nachdem wir CANALE GRANDE im Jahr 2018 vorgeführt und sehr geschätzt haben, freuen wir uns, den Film, neben TOILETTE, im Februar eine ganze Woche lang  zu zeigen und die US-Premiere von Pezolds jüngster Bewegtbildarbeit REVOLUTION DER AUGEN (2022) zu präsentieren, einem für sie typisch einzigartigen, witzigen und nicht kategorisierbaren Werk, in dem Pezold über die Veränderungen der Wahrnehmung und des Verhaltens meditiert, die durch die neuen Technologien unserer Zeit hervorgerufen werden. (Jed Rapfogel)

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Friederike Pezold (Pezoldo) Retrospektive im Anthology Film Archives, NY (10. bis 16. März)

Peter Weibel 1944-2023

Dicke Wirklichkeit oder doofe Wirklichkeit: Peter Weibel ist tot. In DENKAKT aus dem Jahr 1968 zeigt Ernst Schmidt jr. den noch jungen Rebellen Weibel beim Denken auf einem Balkon sitzend, er trägt ein Bazooka Leiberl, eine ehemalige Kaugummi-Marke. Zu hören ist ein Text, indem der in der österreichischen Medienkunst wegweisende Theoretiker und Künstler anhand der Figuren Dick und Doof über die Wirklichkeit (und das Medium Film) sinniert, ein Thema, das ihn sein Leben lang begleitete. Ein Charakteristikum Weibels war immer, dass er schnell und viel gesprochen hat, in der Tonart die Lust an der Vermittlung und der Entwicklung von Ideen sogar während des Sprechakts heraushören ließ, ja sein Denken unmittelbar in Worte goss. Und Ideen hatte dieser Mann sehr, sehr viele. Legendär seine zahlreichen Kooperationen mit VALIE EXPORT, wie AUS DER MAPPE DER HUNDIGKEIT, das TAPP UND TASTKINO oder UNSICHTBARE GEGNER, wofür er das Drehbuch beisteuerte und als Darsteller mitspielte. Auch seine mit viel Humor getränkten TV-Arbeiten bleiben unvergessen, die er ganz der Medienkunst entsprechend, im Medium TV, damals also im ORF, realisierte und ein gern gesehener Gast blieb. Im Rahmen des Diskussionsformats „Club Zwei“ ließ er sich beispielsweise in der Aktion ZEITBLUT live Blut abnehmen, das in einem Glasbehälter vor der Kamera sukzessive das Bild anfüllte und somit in die Bildschirme der österreichischen Haushalte ran. Als Mediendichter bezeichnete er diese Aktion als „Telekommunikation,“ sein ganz essenzieller Kommentar zur Frage des Abends: „Wofür Kunst und von wem bezahlt?“ Ein Advokat für die Kunst ist Weibel immer geblieben, sei es als Künstler, als Ausstellungskurator, als langjähriger Leiter des ZKM oder in seiner umfassenden Lehr- und Publikationstätigkeit. In einem track seiner Kultband Hotel Morphila Orchester singt Weibel einmal eher einschlägig als perfekt: „Die Medienkanäle sind meine Körperkanäle.“ Das war wohl wahrhaftig genauso zu verstehen. Rest in Peace – unsere herzliche Anteilnahme gilt seiner Partnerin Susanne Widl, den Angehörigen und Freund*innen.

Peter Weibel 1944-2023

Berlinale Forum – DE FACTO gewinnt "Caligari-Filmpreis 2023"

Herausragende Nachricht: DE FACTO von Selma Doborac erhält den Caligari-Filmpreis 2023 für einen Film, der aus Sicht der Jury „wie kaum ein anderer zuvor zerstörerische (Gruppen-)Dynamiken und das Inhumane im Menschen auch philosophisch zu denken gibt“. 

Mit dem 38. Caligari-Filmpreis wird Selma Doborac für den Spieldokumentarfilm DE FACTO (AT/DE 2023, 130 min) aus dem Programm des 53. Berlinale Forums geehrt.
-> vollständiges Jury-Statement

Portrait: Selma Doborac: Caligari-Filmpreis-2023 ©Dario-Lehner

Berlinale Forum – DE FACTO gewinnt "Caligari-Filmpreis 2023"

Fokus auf ANNA VASOF beim Independent Film Festival Athen 2023

Anna Vasof baut Maschinen und konstruiert Mechanismen, stets auf der Suche nach der Essenz der kinematografischen Bewegung, sie kreiiert surreale Körper-Objekt-Hybride oder schlägt ihren Kopf gegen in verschiedene Weltstädte an Säulen oder Wände, um deren Sound zu erforschen. Mit stets viel Humor unternimmt Anna Vasof Untersuchungen zur Illusionsmaschine Kino. Das Independent Film Festival Athen (2.–5.März 2023) widmet der Medienkünstlerin nun eine umfassende Retrospektive: IFFA 2023

Fokus auf ANNA VASOF beim Independent Film Festival Athen 2023

Das filmische Werk von Maria Lassnig in umfassender Schau im Anthology Film Archive in New York

"Für Lassnig war der Film keineswegs nur ein Zeitvertreib oder ein Ausflug in die niedere oder populäre Kultur. Wie andere Künstler des 20. Jahrhunderts hat sie den Film als einzigartiges Ausdrucksmittel begriffen. Während, wie die Künstlerin selbst sagte, immer nur die letzte Schicht eines Gemäldes, also das "fertige" Bild, übrig bleibt, erlaubt der Film, die Entfaltung der Zeit selbst darzustellen, Bild für Bild, Filmbild für Filmbild. Doch Lassnigs Filmarbeit ist kaum nur "Malerei in der Zeit" .... Ihr Werk spiegelt ihre Auseinandersetzung mit dem Medium wider, seiner Geschichte und seinen Erzähltechniken, die vom Hollywood-Kino über den amerikanischen Independent-Film und die Animation bis hin zum Fernsehen reichen."

Filmprogramm Anthology Film Archive
Filmschau und Buchpräsentation: MARIA LASSNIG: FILME (FilmmuseumSynemaPublikation)
Maria Lassning in der INDEX-edition als online stream und als DVD

Das filmische Werk von Maria Lassnig in umfassender Schau im Anthology Film Archive in New York

"ANQA" von Helin Çelik und "De Facto" von Selma Doborac im 53. Berlinale Forum

sixpackfilm freut sich sehr, zwei weitere Uraufführungen im Rahmen der kommenden Berlinale anzukündigen: Helin Çelik unternimmt mit ANQA eine behutsame Annäherung an drei Frauen in Jordanien, Überlebende männlicher Gewalt. Ihr Film „erzählt nicht die Geschichten dieser Frauen, sondern skizziert ihre posttraumatische Situation in eindrucksvollen, poetischen Filmbildern“.
Selma Doborac geht es in De Facto um die filmische Verhandlung von Täterschaft – in Form eines „realistisch angelegten Kammerspiels“ mit zwei Akteuren, auf der Textebene ausgehend von Zeugen- und Überlebendenaussagen, Gerichtsurteilen, Whistleblower-Bekenntnissen, u.ä..

 Links zu den Spielterminen von -> ANQA und -> De Facto

Wir gratulieren den Filmemacherinnen und ihren Teams zur Auswahl und freuen uns auf die Berlinale.

Mo Harawe wins International Grand Prix at Clermont-Ferrand ISFF 2023

The 45th edition of International Short Film Festival, the world’s biggest dedicated short-film festival and market closed on the weekend and the International Grand Prix goes to WILL MY PARENTS COME TO SEE ME by Mo Harawe! Whoop!

Congratulations to the director and his team as well as all the other winners!

© Baptiste Chanat

Mo Harawe wins International Grand Prix at Clermont-Ferrand ISFF 2023

Billy Roisz mit HAPPY DOOM im Wettbewerb der Berlinale Shorts

sixpackfilm freut sich sehr, die Einladung für HAPPY DOOM von Billy Roisz zu den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin bekannt zu geben.
HAPPY DOOM ist ein „audiovisuelles Poem, eine Ode an den Farbrausch und den Schwindel. Die Leinwand eine vibrierende Membran, die simultan Farben und noisige Beats spuckt und schluckt - ein hypnotischer deformierter zirkumpolarer psychedelischer Kurztrip“.
Billy Roisz ist Filmemacherin, Musikerin, Performerin. Im Wettbewerb der Berlinale Shorts war sie bereits mit ihren Filmen zounk! (2012), darkroom (2014) und THE (2015, Co-Regie Dieter Kovačič) vertreten. 2021 wurde sie mit dem Österreichischen Kunstpreis für Filmkunst ausgezeichnet.

Mit ebensolcher Freude weisen wir darauf hin, dass im Rahmen der Woche der Kritik (15.-23.Februar) Ein perfektes Paar oder die Unzucht wechselt ihre Haut (1986) von VALIE EXPORT in Berlin zu sehen sein wird.

Billy Roisz mit HAPPY DOOM im Wettbewerb der Berlinale Shorts